HU/AU für 88 Euro?

 

Zugegeben, das ist ein wirklich günstiges Angebot! Ich muss etwas ins Detail gehen, um zu erklären, warum das eigentlich nicht möglich ist. Die meisten Marken- und Freien Werkstätten beteiligen sich nicht an diesen Angeboten. Aber es ist ein schönes Beispiel, dass es nur darum geht, das Auto in die Werkstattkette zu bekommen.

Für die HU muss die Werkstatt bei der Prüforganisation aktuell rund 73,80 Euro zahlen (FSP). Früher war das frei aus handelbar, heute hat der Gesetzgeber da einen Riegel vorgeschoben.
Bleibt die Abgasuntersuchung für 14,20 Euro.

Rechnet sich das? NEIN!in eigener sache

Folgende Kosten hat die Werkstatt:

  • Anschaffungspreis AU-Tester,
  • Rückstellungen für Reparaturen am Testgerät,
  • Lehrgang und Prüfung des "AU-Bevollmächtigten" für den "AU-Befähigungsnachweis" alle 3  Jahre,
  • jährliche Kontrolle der Innung ob der Betrieb die Voraussetzungen für die Durchführung von AU noch hat,
  • Jährliche Wartung (ist Pflicht) des AU-Gerätes,
  • jährliche Kontrolle des Eichamtes,
  • Plaketten, Siegel, Drucker, Farbband, Papier etc.,
  • Rechnung schreiben, verwalten der Plaketten und Prüfbescheinigungen,

und nicht zuletzt, muss ein Arbeitsplatz dafür belegt werden, also muss noch Anteilmäßig die Gebäudemiete einfließen.

Alle diese Posten müssen einzeln bezahlt werden und kosten richtig Geld! Je nach Werkstattgröße und Verwaltungsaufwand hat man somit Unkosten pro AU von 20 bis ca. 30 Euro! Man kann aber nicht umsonst arbeiten also kommt noch der Arbeitslohn darauf.

Eine AU für 14,20 Euro rechnet sich nicht, da das Unternehmen bei jeder durchgeführten AU drauf zahlt! Was wird also gemacht? Bei der Durchsicht des Fahrzeugs wird so lange gesucht, bis man etwas findet, was erneuert werden kann! Ein Minus-Geschäft kann sich auf Dauer auch keine Werkstattkette erlauben!

Dies ist auch der Grund, warum die Kfz-Innung ihre Betriebe ermahnt, sich nicht an diesen Lockangeboten zu beteiligen! Das Problem: Marken- und Freie Werkstätten verlieren zunächst vorübergehend ihre Kunden und haben durch solche Angebote einen Umsatzrückgang.

Ehrliche Arbeit und Leistung kostet eben Geld. Geben Sie lieber 15 - 25 Euro für diese Leistung mehr aus und sparen Sie sich eine unnötige teure Reparatur, letztlich rechnet sich das!

Was meine Werkstatt angeht, verdiene ich an der HU nichts, aber etwas an der Abgasuntersuchung. Ich kann etliche Rechnungen vorzeigen, wo der Kunde tatsächlich nur die HU und AU bezahlt hat, denn ich habe auch etwas daran verdient. 
Ob das eine Autowerkstattkette auch kann? 

Wenn Sie unbedingt Ihr Fahrzeug in eine Autowerkstattkette bringen möchten, vorab:
Suchen sie im Internet nach Werkstatttests, oder Auto-Foren z.B. Ciao oder Doyoo. Geben Sie einfach den Namen der Werkstattkette in einer Suchmaschine ein und Sie werden schon fündig. Lesen Sie sich die Erfahrungen anderer Autobesitzer durch.

(An dieser Stelle sei noch mal gesagt, dass ich für den Inhalt externer Links nicht verantwortlich bin und keinerlei Einfluss darauf habe. Siehe auch den Haftungsausschluss)

  1. Legen sie möglichst genau schriftlich die auszuführenden Arbeiten fest
  2. Vereinbaren sie auf dem Auftrag einen Festpreis (keinen Kostenvoranschlag!)
  3. Lassen Sie sich eine Kopie des Auftrags geben
  4. Bestehen Sie darauf, dass alle Altteile in den Kofferraum gelegt werden (ev. noch erwähnen, dass der Schwager Kfz-Meister ist und sich das ansieht)
  5. Zweifel, geben Sie es NICHT in Auftrag und lassen Sie lieber noch einmal eine andere Werkstatt nachschauen. Mit der kleinen Mühe können Sie eine Menge Geld sparen!
  6. Lassen Sie sich nicht einschüchtern! Philosophie/Fazit

Marken- und Freie Werkstätten versuchen - in der Regel - zufriedene Stammkunden an sich zu binden. Natürlich gibt es auch dort Ausnahmen!  Langfristig lohnt es sich nicht einen Kunden beim Werkstattbesuch richtig abzuziehen, denn der kommt nicht wieder.

Bei Autowerkstattketten ist das oft nicht der Fall. Mit Lockangeboten die eigentlich gar keine sind, oder sogar unter den Selbstkosten liegen - wie bei HU/AU detailliert betrachtet- wird offensichtlich, dass egal wie, der Kunde in die Werkstatt gelockt wird, um dann erbarmungslos abzukassieren. Ob der Kunde wieder kommt ist zweitrangig, es muss Geld verdient werden.  

Es soll auch Werkstattketten geben, da bekommen die Monteure auf Ihren kargen Grundlohn eine Provision, wenn sie mehr verkaufen als auf dem Auftrag steht. Leicht auszudenken was da dann alles so verschlissen und defekt ist ...

Mein Tipp: Gehen Sie in eine Marken- oder Freie Werkstatt ihres Vertrauens, auch wenn diese nicht aggressiv Werben, sind sie Teils preiswerter wie Kettenwerkstätten. Natürlich sind Sie dort auch nicht 100% vor unnötigen Reparaturen geschützt, aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer! Das vermeintliche Schnäppchen erweist sich oft als erbarmungslose Kostenfalle!